Besonderheiten – Chance und Herausforderung zugleich
Führung wird nicht nur in Familienunternehmen immer belastender. Der Chef oder die Chefin scheint alleine verantwortlich zu sein sowohl für den Erfolg des Unternehmens als auch für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. “Der Mitarbeiter steht im Mittelpunkt unseres Unternehmens” – mag sich zwar gut anhören, lässt sich jedoch kaum einlösen. Denn im Mittelpunkt steht der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens… notwendigerweise. Die Führungskraft gerät so in ein Dilemma: Da, so die These, nur ein sich wohlfühlender Mitarbeiter beste Leistung erbringt…muss er eigentlich seinen Mitarbeitenden konstant in fürsorglicher Haltung begegnen. Vergangene Generationen taten sich da leichter, da die Fürsorge sich zumeist auf das wirtschaftliche Wohlergehen beschränkte. Heute ist das anders. Mitarbeitende wollen in ihrer gesamten Persönlichkeit gesehen und geschätzt werden. Sie versuchen, ein ausgewogenes Leben mit Beruf und Arbeit zu führen und nicht zuletzt die Berufstätigkeit von Müttern stellt Unternehmen vor besondere Herausforderungen. Wie kann ich als Vorgesetzter dann noch Forderungen stellen? Wie drücke ich meine Wertschätzung wirksam aus? Wie gehe ich mit Mitarbeitenden um, die schwerwiegende persönliche Probleme haben und verständlicherweise ihre Position nicht genügend ausfüllen? Wie kann ich mich gegen überzogene Ansprüche im persönlichen Bereich schützen? Wie gehe ich mit meinen eigenen hohen Anforderungen an mich selbst um?
Am leichtesten tun sich Führungskräfte, die nicht zugleich zur Inhaberfamilie gehören, und eine genaue Vorstellung von Rollen, von Rollenerwartungen, von Hierarchien und von ihren Kompetenzen haben. Denn diese können zumindest die Grenzen ihrer Zuständigkeit benennen. Sie auch einzuhalten oder durchzusetzen ist manchmal nicht leicht, aber daran kann man arbeiten. Mitglieder der Unternehmerfamilie, so wird angenommen, könnten eigentlich alles verwirklichen, wenn sie nur wollten. “Nein sagen” wird also häufig als persönliche Kränkung empfunden und es braucht viel Fingerspitzengefühl, um sich hier zugewandt und zugleich bestimmt zu verhalten.
Wertschätzung, Rollenklarheit, Entscheidungsstärke und Selbst-Bewusstsein sind die Grundlagen guter Führung, nicht nur für den Einzelnen im FU, sondern eben für die ganze Familie. Hinzukommen muss fachliche Kompetenz, Begeisterungsfähigkeit und strategisches Geschick. Manches davon können wir entwickeln und erarbeiten, vieles bringen Sie schon mit.