Die meisten Entscheidungssituationen erkennen wir sofort. Sie sind von außen initiiert und erfordern unsere Reaktion in einer gewissen Zeitspanne. Jemand wartet auf unsere Entscheidung.
In anderen Situationen…kann Entscheidungsbedarf sehr verborgen sein. Aber immer wird er sich zeigen – wenn nicht in klaren Gedanken, dann in diffusem Unwohlsein, einer andauernden latenten Unzufriedenheit, Verspannungen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit oder großem Schlafbedürfnis. Es entsteht der berüchtigte “Leidensdruck”.
Sie fragen sich nach den Gründen, die diesen unguten Zustand wohl produzieren. (Schon das war eine Entscheidung! Will ich es wissen oder nicht?) Und es fallen Ihnen eine Menge schneller Antworten dazu ein. Ein stressiges Projekt, ein nörgelnder Chef, die Finanzkrise, das Wetter, Ihre pubertierenden Kinder und das Alter…
Wollen Sie aber wirklich wissen, wie Sie aktiv an Ihrem Zustand etwas verändern können, gehen Sie systematisch und langsam vor. Gehen Sie verschiedene Bereiche Ihres Lebens durch:
Gesundheit, Beruf, Beziehung, Freizeit, Familie, Wohnen, Freundeskreis, Werte/Spiritualität.
Schreiben Sie die Begriffe auf ein Blatt Papier und notieren Sie zu jedem Begriff Ihre momentanen Eindrücke, Gefühle und besonders: Ihren Zufriedenheitsgrad.
Kristallisiert sich ein Bereich heraus? Gliedern Sie ihn in mehrere Untergruppen auf – oder wissen Sie schon?
Manchmal wissen wir auch genau, wo der Schuh drückt – und wollen aus guten Gründen jetzt nicht daran rühren. Wir müssten eigentlich… Akzeptieren Sie, dass es so ist – und übernehmen Sie die Verantwortung dafür. Setzen Sie einen Zeitpunkt, zu dem Sie sich das nächste Mal ausgiebig mit diesem Thema beschäftigen werden. Oder definieren Sie einen Zustand oder eine Situation, die eine erneute Runde auslösen wird. Schon das wird Sie merklich stärken, da Sie wieder ChefIn im eigenen Haus sind.
Die Angst davor, Entscheidungssituationen überhaupt wahrzunehmen, rührt häufig aus der Überzeugung, dass wenn ich mir einmal eingestanden habe “was ist” und eigentlich meine zu wissen, was zu tun ist, müsste ich es auch sofort tun. “Wer A sagt muss auch B sagen!” – dem ist nicht so. Was allerdings tatsächlich passiert: Ich übernehme die Verantwortung dafür, dass ich mich im Moment noch nicht entscheide. Oder dass ich im Moment noch nicht handle. Niemand anderes trägt Schuld. Niemand anderes kann meine Verantwortung tragen.