Systemische Supervision
Supervision leitet den Einzelnen, das Team oder die Gruppe dazu an, berufsbezogene Problemkonstellationen wahrzunehmen und auf Lösungen hin zu bearbeiten. Sie dient immer dazu, den Möglichkeitssinn anzuregen und das Handlungsspektrum zu erweitern.
Supervision ist ein Beratungskonzept, das in den sozialen Berufen schon viele Jahre zum beruflichen Alltag gehört. Neu ist, dass sich immer mehr Führungskräfte supervidieren lassen – der Supervisor wird zum Sparringspartner, dem neue Ideen und Entwicklungen präsentiert werden oder mit dem auffällige Situationen besprochen werden.
Je näher am Mensch gearbeitet wird, desto wichtiger wird ein regelmäßiger Reflexionsraum, um Verstrickungen rechtzeitig zu erkennen, Rollenklarheit zu behalten und – in vielen Positionen und Berufen – nicht zu vereinsamen.
Systemisch orientierte Supervison geht davon aus, dass das Verhalten von Menschen an einen Kontext gebunden ist: Die handelnde Person ist nicht schüchtern, sondern verhält sich schüchtern – in diesem Rahmen. Ein Verhalten kann in einem konkreten Kontext durchaus sinnvoll sein, während es in einem anderen Kontext negative Folgen auslöst. Systemische Supervision bezieht also regelhaft nicht anwesende Systemteile (Rahmenbedingungen) in die Arbeit mit ein. Diese Betrachtungsweise konzentriert sich auf die Wechselwirkung zwischen Person, Rolle, Funktion, Auftrag und Institution – nicht auf die individuellen Kompetenzen, die jemandem zu- oder abgesprochen werden.
In der Gruppensupervision treffen sich Personen ähnlicher Hierarchiestufen aus unterschiedlichen Institutionen um entweder mit einem Supervisor oder miteinander typische Situationen aus dem Berufsalltag zu bearbeiten. Im Vordergrund steht der Austausch und die “Intelligenz der Gruppe”.
Das Team wird definiert als eine Gruppe, deren Mitglieder mit ihren unterschiedlichen beruflichen Kompetenzen zusammenarbeiten müssen, um ein bestimmtes Arbeitsergebnis zu erzielen. In der Teamsupervision steht deshalb vorwiegend die Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Thematisiert werden oft unterschiedliche Wertesysteme, Hierarchien, Würdigung, Arbeitsstile und die Arbeitsverteilung.
Interessant ist die Arbeit mit Pseudoteams, das heißt Teams, deren einzelne Mitglieder in Wirklichkeit nicht zusammenarbeiten müssen um ihre Aufgabe zu erledigen. Es lohnt sich jedoch immer, Zeit auf die Suche nach der Gemeinsamkeit aufzuwenden – denn letztlich geht es auf jeden Fall um eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Zum Beispiel werden Familienhelfer oft aus institutionellen Gründen in Teams aufgeteilt. Sie arbeiten jedoch nie am gleichen Klientensystem, sondern sehr autonom, müssen sich also im Alltag wenig absprechen. Meistens treffen sie sich 14tägig zu einer Teamsitzung, auf der Informationen von oben nach unten weitergegeben werden. Vordergründig gibt es also keine Aufgabe, die nur gemeinsam zu erfüllen ist. Allerdings ist die Vereinsamung von Familienhelfern und ähnlichen Professionen (ambulante Pflege, Lehrerschaft etc.) relativ hoch – deshalb bekommt das Team als Heimat, als Ort der Regeneration einen hohen Stellenwert und wird schnell zum Dreh- und Angelpunkt des Berufslebens. Um tatsächlich dieser zugesprochenen Bedeutung entsprechen zu können, muss das sogenannte Team gemeinsame Aufgaben identifizieren und explizit machen. Das können sein gemeinsame Qualitätsstandards, Fallsupervisionen, Schutz des Einzelnen gegenüber anderen Institutionen, Entlastung, politische Wirksamkeit, Attraktivitätssteigerung der Instituion, Entwicklung von Leitbildern und vieles mehr.
Ich lege viel Wert darauf, dass so schnell wie möglich positive Auswirkungen auf die tägliche, konkrete Arbeit spür- und sichtbar werden. Ich lege wenig Wert darauf, zu psychologisieren, wenn nur Knowhow fehlt. Dann gehen wir grundlegende organisatorische Themen klärend auf der Wissensebene an: Besprechungskultur und -technik, Hierarchieverständnis, Mitarbeitergespräch, Elterngespräch, Projektmanagement, Genderbewusstsein uvm. Erst wenn sich überraschend Hindernisse bei der Implementierung zeigen, wenden wir uns wieder bewusst den Beziehungen zu.
Fallsupervision im eigenen Team – gemeinsames Wachstum
Um gegenseitige Beratung möglichst effektiv zu gestalten und sicherzustellen, dass sie in einer wachstumsfördernden Atmosphäre stattfindet, lernen die Teams unterschiedliche Methoden kennen. Wir probieren diese gemeinsam aus und die meisten Teams zeigen klare Präferenzen. Allen von mir gelehrten Methoden ist gemeinsam, dass sie die Freiheit des Ratsuchenden bewahren, sich anregen zu lassen ohne in Rechtfertigungsdruck zu geraten.
Dauer: 1x3h Workshop und 2x supervisorische Begleitung bei der Anwendung